Auf dem Weg nach Santiago de Compostela haben wir fleissig Stempel gesammelt. Mit dem letzten Stempel in Santiago wurden wir schlussendlich zu echten Pilger ausgezeichnet. Von West nach Ost, per Bus in einer Nacht quer durch Spanien. Am frühen nächsten Morgen holt uns Mikel am Busbahnhof ab. Mikel lebt zusammen mit seiner Familie in San Sebastian im spanischen Baskenland. Er pflegt die baskische Sprache mit Frau und Kindern. Wir diskutieren über die baskische Kultur und abenteuerlichen Familienreisen die sie unternommen haben. Die Sonne ist zurück und wir machen uns auf zur spannenden Überquerung der Pyrenäen. Entlang der stillgelegten Eisenbahnlinie Plazaola fahren wir über 32 Brücken und durch 66 Tunnels. Zurück auf dem meist frequentieren Pilgerweg von Pamplona nach Saint-Jean-Pied-de-Port grüssen wir die Pilgerkolonien aus aller Welt. Sie pilgern nach Santiago. Wir nach Hause. Noch einmal wollen wir die Einsamkeit aufsuchen und entscheiden uns für eine kleine Strasse hoch zum Pass. Über kleine Schneefelder erreichen wir den Gipfel. Wenige Höhenmeter tiefer steht ein kleines Schutzhäuschen für die Pilger. Wir sind alleine. die Aussicht ist atemberaubend. Genuss pur. Nach acht Uhr abends richten wir langsam unser Biwak im Häuschen ein. Um diese Zeit sind die Pilger ja nicht mehr unterwegs. Es ist kalt draussen und der Wind braust um die kleine Hütte. Ab in den Schlafsack und gute Nacht. "Sam, Sam da kommt jemand“, rufe ich während sich die Tür öffnet. (Ich sehe nichts da ich keine Brille habe...) Der Schein einer Taschenlampe blendet uns. Eine Frau, ca. 60 Jahre alt tritt ein. Völlig erschöpft fast unter Tränen erzählt sie uns dass sie keinen Platz mehr in der Herberge bekommen hat und das sie deshalb weiter ging um auf der anderen Seite des Passes zu übernachten. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, überzeugten wir sie mit uns in der Hütte zu bleiben. Sie richtet sich ein und alle legen sich erneut schlafen. „Aber, seid ihr auch gute Leute“, höre ich die Frau plötzlich fragen. „ Ja, ja, wir machen nichts böses, Sie können jetzt schlafen“, beruhigt Sam die Frau. „Ok, gute Nacht“. „Wisst ihr diese Leute waren wirklich nicht nett zu mir“, spricht sie plötzlich weiter. Nach einigen Minuten findet die Dame dann trotzdem noch ihren Schlaf bevor sie früh morgens ihre Sachen zusammenpackt und weiter marschiert. Nach der kurzen Nacht überqueren wir den Bergkamm, welcher Spanien von Frankreich trennt und sausen hinunter ins Tal nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Weg ist kaum zu verfehlen. Die vielen Wanderer und Pilger bilden quasi eine Autobahn.
Durch die hügelige Landschaft Frankreichs erreichen wir schliesslich Oloron. Obwohl der Campingplatz noch geschlossen ist, bekommen wir die Erlaubnis auf dem meterhohen Gras das Zelt aufzustellen und die Anlagen zu benützen. Der nächste Tag fällt ins Wasser. Wir steigen auf den Zug um. Dieser bringt uns schliesslich innerhalb von einigen Stunden nach Montpellier. Wir werden von unseren Fahrradfreunden Marjo und Florent herzlich willkommen geheissen. Die beiden haben einen tollen Film über ihre einjährige Amerikareise (wo wir sie kennenlernten) realisiert. Schau hier. In zwei kurzen Tagen erreichten wir dann Bessèges. Hier treffen wir meinen Schwiegervater wieder. Zusammen verbringen wir eine ruhige gemütliche Woche im Ferienhaus von Sams Schwester. Nun liegt noch eine Fahrradwoche zwischen uns, der Schweiz und Zuhause.
posted @ km 26'570
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Martien Deijsselberg (Friday, 22 May 2015 19:26)
Schöne photos! Bringt gute Erinnerungen oben. Aber ich hab Col du Somport genommen in 2011