Auf einen Schlag drehte sich das Blatt, die Berge waren plötzlich weit entfernt und vor uns lag die Pampa. Die wüstenartige Landschaft ist flach, der Wind fegt stürmisch in den Südwesten und Häuser gibt es nur sehr wenige an den Strassenränder. Nach 110 km Kampf mit dem seitlichen Westwind, der uns gefährlich immer wieder in die Strassenmitte drängte, fanden wir in einem Tunnel Schutz vor Wind und Kälte. Das Zelt passte da nicht rein. Also legten wir unsere Matten direkt auf den Boden. (Nicht das ich das sehr angenehm fand. Geschlafen habe ich aber nicht schlecht.) Von den ca. 300 km nach Rio Gallegos, haben wir die letzten 100 km in einem Pick-up hinter uns gebracht. Carlos und Carlos, beide Arbeiter der Petrolfirma, haben uns überholt und sind plötzlich zurückgekehrt um uns zu fragen, ob wir nach Rio Gallegos mitfahren wollen. Das schlugen wir natürlich nicht aus! Nach einem Ruhetag, überquerten wir schlussendlich zum letzten Mal die Grenze zurück nach Chile für knapp 200 km. Die Carabineros (Chilenische Polizei) verwöhnten uns mit frischem Brot, Kaffee und Tee. Genial. Unser Weg führte nun nach Feuerland. Zwischen uns lag noch die Magellanstrasse. Diese überquerten wir mit einer Gratis-Fähre und somit erreichten wir die grosse Insel Tierra del Fuego (Feuerland) nach nur zwanzig Minuten.
Der nördliche Teil Feuerlands war wie erwartet flach, windig und nicht wirklich interessant. An der Strasse fanden wir verschiedene Unterkünfte für die Arbeiter der Petrolindustrie. Eine Nacht
verbrachten wir in einer Garage. Die Arbeiter nebenan offerieren uns ihr Container für frisches Trinkwasser und zur Benützung der Toilette. (Anscheinend gibt es hier noch Petrol für die nächsten
20 Jahre und dann ist Schluss.) Die erste grössere Stadt war Rio Grande zurück auf argentinischem Territorium. Wir setzten zum Schlussspurt an. Jetzt war es nicht mehr weit. So traten wir also in
die Pedalen und kamen der Ziellinie Ushuaia in grossen „Umdrehungen“ näher. 100 km vor Ushuaia stoppten wir in der Bäckerei und Casa del Ciclista von Emilio. Er stellte uns sein Gymraum zur
Verfügung und so schliefen wir mit ca. 12 anderen Radlern im kalten Kellerraum neben Nestle Schockoladenpulver und Muskelgeräten. Die letzten Kilometer gingen wir dann sehr gemütlich an. Bereits
nach der Hälfte streckten wir unsere Beine, in einem verlassenen Holzchalet am schönen Escondidasee, in die Höhe. Ein Polizist der nahegelegenen Polizeistation kam uns noch "Gute Nacht" sagen.
(Ich hatte schon Angst der wirft uns aus unserer Hütte.) Die Landschaft änderte sich. Endlich fuhren wir am nächsten Morgen durch die schöne Bergwelt am südlichsten Zipfel Amerikas. Der Moment
als wir das Tor Ushuaias sehen, liess uns nicht wirklich zur Ruhe kommen. Ein Foto und weiter ging es ins Zentrum der Kleinstadt. Die Stadt überrumpelte mich und ich wollte einfach weiter.
Das Ende der Strasse zog mich an. Nach ein paar Überredungskünsten überzeugte ich Sam davon, gleich weiter zu fahren. Rein in den Nationalpark Tierra del Fuego. Es regnete und plötzlich war ich
unsicher ob das die richtige Entscheidung war und ob es nicht gemütlicher wäre im Hostel als im Zelt? Wir bezahlten die Gebühr für den Park und stoppten noch bei der Hütte der Grenzpolizei um die
Flaschen zu füllen. Zur Abwechslung hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne schickte ab und zu einen Strahl durch die schnell vorbeiziehenden Wolken. Das Ende der Route 3 wird mit einem
grossen Schild markiert. Weiter geht’s nicht. Die vielen Touristen schiessen hier Erinnerungsfotos. Natürlich auch wir. Und das ist unser Foto:
Warum der südlichste Fuchs der Welt Schweizer Polenta mag, unser Zelt im südlichsten Abfallkorb gelandet ist und wie es in der südlichsten Stadt der Welt sonst so zu und her ging, erzählt euch Sam in ein paar Tagen hier. Viele Grüsse Flu
posted @ km 24'895
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Oester Elisabeth (Wednesday, 04 March 2015 16:51)
Herzliche Gratulation!!! Regelmässig habe ich eure Tour verfolgt, teilweise mitgelitten aber hauptsächlich die interessanten Bilder angesehen. Für eure Leistung habt ihr meinen allergrössten Respekt auf Sicher. Weiterhin eine gute Reise und liebe Grüsse Elisabeth + Fam.
Isabel Furrer (Wednesday, 11 March 2015 07:06)
Flurinchen, ihr seid so was von krass, unglaublich toll, bewundernswert, mutig, crazy und einfach wunderbar! So sporadisch, wie ich hier vorbeischaue (leider), so erstaunt bin ich jedesmal wenn ich sehe, dass ihr immer noch unterwegs seid. Und nun habt ihr es bis ganz in den Süden geschafft. Herzliche Gratulation! Dass ihr das durchgezogen habt... Fluri = taffste Frau auf zwei Rädern?! Bestimmt steht es alles im Blog, aber da ich ja nicht jedes Wort mitgelesen habe (und mein Französisch ist in den letzten zwei Jahren auch nicht besser geworden), frage ich mich dann Dinge wie: fahrt ihr immer noch auf den gleichen Rädern, die ihr damals in Deutschland gekauft habt? Von was lebt ihr überhaupt (Kalenderverkäufen hihi?)? Was esst ihr (selbst gefangenen Fisch?)? Sprecht ihr nun perfekt Spanisch? Und, da ihr nun zuunterst angelangt seid - kommt ihr nun nach Hause??
Ich freue mich weiterhin von euch zu lesen, in den wunderbaren Bildern zu schwelgen und euch um euer Abenteuer zu beneiden.. Ganz liebe Grüsse aus Bern, Izzy