Peru zum Zweiten // Gletscher Pastoruri und sonstige Eiszeiten

Die zwei Tage im Nationalpark Huascarán zerrten an unseren Kräften. Nachdem wir die Hauptstrasse verliessen, holperten wir auf einer steinigen Piste auf die weissen Gipfel der Cordillera Blanca zu. Die dünne Luft machte sich bemerkbar. Bereits auf dem Weg zum ersten Nachtlager auf 4'200 Meter über Meer (M.ü.M.) musste ich das Fahrrad manchmal stossen. Mit der Sonne standen wir am nächsten Morgen auf und fuhren weiter auf die wunderschöne Gletscherwelt zu. Langsam veränderte sich das Landschaftsbild von gelblichen kahlen Wiesen in steinig dunklere Farbkombinationen und links und rechts türmten sich die weissen Riesen auf. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Immer wieder fanden wir neue Blickwinkel um diese Eindrücke fest zu halten (siehe Galerie). Endlich oben, wollten wir es wirklich wissen, schaffen wir es mit den voll bepackten Rädern bis zum Gletscherrand auf 5'000 M.ü.M.? Die "normalen" Touristen haben bereits Mühe beim hochlaufen. Mit den Velos werden wir da nur verwundert angeschaut. Nach einer Stunde sind wir oben. Das GPS zeigt 5'002 M.ü.M. Haben wir den Höhenrekord der gesamten Reise erreicht? Das wird sich zeigen. 

Durch den Nationalpark Huascaràn, vorbei an den Riesen der Cordillera Blanca.
Durch den Nationalpark Huascaràn, vorbei an den Riesen der Cordillera Blanca.

Mein Herz schlägt als ob ich einen Marathon gelaufen bin und in meinem Kopf hämmert es wie wild. Nachdem ich kurz am stillen Örtchen war, liege ich wieder in meinem Schlafsack im Zelt und versuche einzuschlafen. Ein paar Mal tief Luft holen und mein Körper beruhigt sich ein wenig. Alle zwei Stunden wache ich auf und hoffe das Morgen ist. Um sechs Uhr, nach 11 Stunden im Zelt stehe ich auf. Rund um das Visitor Center (wo wir in einer Garage übernachtet haben) ist etwas Schnee gefallen. Der Himmel ist bewölkt, die Sonne nirgends zu sehen. Sam macht Kaffee und Porridge zum Frühstück. Wir verlassen unser Nachtlager auf 4'860 M.ü.M. um 7 Uhr morgens. Es ist um die null Grad, mit dem Fahrtwind gefühlte -5 Grad. Meine Wollhandschuhe sind nicht winddicht und so muss ich ab und zu stoppen um die Hände aufzuwärmen. Wir sind perplex auf dieser Höhe Hirten in kleinen Steinhäuser, nicht viel grösser als unser Zelt, anzutreffen. Wie kann man in solchen Verhältnissen leben? Nach etwa 20 km auf dieser Höhe beginnt endlich die lange Abfahrt zurück ins Tal. Um die Mittagszeit erreichen wir Huallanca. In diesem kleinen Dorf finden wir ein "Almuerzo" mit einer warmen Suppe, Reis und Poulet. Da wir gut 1'400 Meter an Höhe verloren hatten, war es angenehm warm und das Atmen fiel leichter. Noch einen Katzensprung weiter fanden wir in La Union ein Hotelzimmer wo wir uns bereits am Nachmittag ein Nickerchen gönnten. 

Gletscher Pastoruri, 5'000 Meter über Meer
Gletscher Pastoruri, 5'000 Meter über Meer

Zwei verregnete Fahrtage weiter erreichten wir dann eine etwas grössere Stadt Huánuco. Nach einem Tag Stadtlärm zog es uns wieder in die Höhe. Wir kletterten von knapp 2'000 M.ü.M. auf 4'300 hoch und fuhren, vorbei an einer der höchsten Städte der Welt Cerro de Pasco, über die Hochebene von Junin. Auf der Passhöhe wurden wir von einem Hagelsturm überrascht und glitten über eisige Strassen zurück ins Tal. Die Sonne war Gott sei Dank schnell zurück und so trocknete unser Hab und Gut auf dem Dorfplatz in Paccha über die Mittagszeit. Wenigstens für ein paar Stunden war alles trocken. Kurz bevor wir uns einen Platz zum Übernachten suchten, öffneten sich die Regenschleusen erneut und wir mussten unerwartet neben der Autobahn in einem Autoschuppen unser Zelt aufbauen. Bonjour Tristesse.  Am nächsten Tag fanden wir das Lachen wieder. Die Sonne stand hoch am Himmel und so flogen wir praktisch die letzten 120 km nach Huancayo. Die 350'000 Einwohnerstadt bietet ideale Bedingungen um einen Ruhetag zu verbringen und das Rendez-vous mit der grössten Touristenattraktion Südamerikas zu planen. Die Abenteuer auf den Spuren der Inkas gehen weiter...

posted @ km 17'813

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Comments: 1
  • #1

    Elisabeth (Sunday, 21 September 2014 11:25)

    Respekt – kann ich da nur sagen! Ich verfolge eure Reise regelmässig. Meine Bewunderung für die Leistung und Ausdauer die ihr da erbringt steigt wie der Kilometerstand auf eurem Gerät. Durch die schönen Bilder bekommt man etwas von eurem Abenteuer mit. Weiterhin wünsche ich euch viel Kraft und Gesundheit - u häbet Sorg!!! Liebi Grüess us der Heimat Elisabeth